Welttag des Buches 2023

24.04.2023 / Förderverein Literaturhaus Wiesbaden, Viola Bolduan


Vor 90 Jahren verbrannten die Nazis Bücher der von ihnen aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgten und ihrer freiheitlichen Gesinnung verfemten Autorinnen und Autoren. An die Bücherverbrennung 1933 wollte das Programm des Fördervereins Literaturhaus am Welttag des Buches 2023 erinnern mit Texten von Erich Kästner, der jüdischen Lyrikerinnen Else Lasker-Schüler, Nelly Sachs und Rose Ausländer, einem Ausschnitt aus Irmgard Keuns Roman „Nach Mitternacht“, aus dem Briefwechsel zwischen Joseph Roth und Stefan Zweig sowie abschließend mit einer gekürzten Fassung der Roth-Erzählung „Die Legende vom heiligen Trinker“. Die Einladung zu Kaffee und Kuchen, Gespräch und Zuhören, sowie zu Führungen durch das Haus mit Rainer Niebergall zog ein großes, vielfältiges Publikum an. Zu den Lesungen mit Schauspielerin Eva-Maria Damasko und Schauspieler-Regisseur Oliver Wronka waren roter und gelber Salon dicht gefüllt, alle Tische im Wintergarten, Café und blauen Salon besetzt, vor dem Büchertisch und der Kaffee-Kuchen-Theke standen Besucherinnen und Besucher Schlange und zu den Führungen Menschentrauben noch hoch in den Treppen.

Ehrenamtliche hatten gebacken, schenkten aus, Vorstandsmitglieder organisierten und moderierten. Vereinsvorsitzende Rita Thies begrüßte und führte in ein Programm ein, dass an die Literatinnen und Literaten, deren Bücher 1933 in Flammen aufgegangen waren, erinnern sollte.

Oliver Wronka trägt – eingeführt von Viola Bolduan – Gedichte und Prosa von Erich Kästner vor, der als Einziger leibhaftig die Verbrennung der eigenen Werke in Berlin miterlebte, Eva-Maria Damasko rezitiert einfühlsam Gedichte der oben genannten jüdischen Lyrikerinnen. Rita Thies stellt die Autorin Irmgard Keun und ihren 1937 im Exil entstandenen Roman „Nach Mitternacht“ vor, woraus Eva-Maria Damasko in leichtfüßig ironischem Ton den Ausschnitt mit Führer-Auftritt auf dem Frankfurter Opernplatz liest. Vorstandsmitglied Lutgart Behets-Oschmann begleitet den Schluss-Teil mit Oliver Wronkas Lesung aus der Korrespondenz der jüdischen Literaten-Freunde Joseph Roth und Stefan Zweig und einer gekürzten Fassung von Roths „Die Legende vom heiligen Trinker“, interpretierbar als subtile Darstellung dieser Freundschaft.

Zwischen 15 und 18 Uhr reges Treiben im Literaturhaus – auch während der Lesungen im Café und am Büchertisch, großes Interesse an der Geschichte des Hauses, erläutert von Stadtführer Rainer Niebergall, gestärkt durch ein vielfältiges Angebot auf der Kaffee-Kuchen-Theke. Ein rundum gelungener Nachmittag an diesem Welttag des Buches.