Literaturhaus Wiesbaden

Förderverein

Im Jahr 2002 wurde die Villa Clementine zum Literaturhaus, kurz danach wurde auch der Förderverein Literaturhaus gegründet. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, das Literaturhaus dabei zu unterstützen, die Villa mit anspruchsvollem und weltläufigem literarischen Leben zu füllen.

Dies geschieht einerseits durch finanzielle Unterstützung, andererseits auch durch ein mit dem Literaturhaus eng abgestimmtes zusätzliches Veranstaltungsprogramm (z. B. „Gespräche in der Villa“, „Literaturforum“). Das Haus des geschriebenen Wortes soll gleichzeitig auch ein Zentrum eines lebendigen literarischen und intellektuellen Austausches aller Interessierten in Wiesbaden sein.

Im Jahr 2018 hat der Förderverein ein „Weiterschreiben-Stipendium Wiesbaden“ für eine/n nach Deutschland geflüchtete/n Autor/in angeschoben. Die syrisch-kurdische Autorin Widad Nabi war unsere erste Stipendiatin. Das Stipendium wird alle zwei Jahre vergeben. Ferner veranstaltet der Förderverein rund um den Welttag des Buches (23. April) jährlich ein Sonderprogramm zum Thema „Freiheit für das Wort“. Der Förderverein legt mit dem „Literaturforum“ unter Leitung der Vereinsvorsitzenden Rita Thies, dem „Büchertheater“ des ehemaligen Intendanten Manfred Beilharz und dem „Bücherspeed-Dating“ eigene Veranstaltungsreihen auf. Seit 2019 bieten wir gemeinsam mit dem Verlagshaus Römerweg in Wiesbaden die „Suppenlesung“ zur Mittagspause an.

Freunde und Literaturinteressierte in Wiesbaden und auch darüber hinaus sind in unserem Förderverein herzlich willkommen. Sie erhalten bei den Veranstaltungen des Literaturhauses eine Eintrittsermäßigung und bei allen Veranstaltungen des Fördervereins freien Eintritt.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt mindestens 45 Euro für Privatpersonen (Partnermitgliedschaft 50 Euro) und 10 Euro für Schülerinnen, Schüler und Studierende, 150 Euro für Unternehmen.

Die Satzung des Fördervereins ist erhältlich unter foerderverein.wiliteraturhaus@online.de

Dem Vorstand des Fördervereins gehören an:

Rita Thies (Vorsitzende)
Ingeborg Toth (Stellv. Vorsitzende)
Michael Münch (Schatzmeister)
Armin Conrad
Lutgart Behets-Oschmann

Dem Beirat des Fördervereins gehören an:

Dr. Viola Bolduan
Dr. Manfred Beilharz
Arno Gossmann
Dr. Dagmar Borrmann
Christoph Nielbock


 

Interview mit der Vorsitzenden Rita Thies:

Als Kulturdezernentin hatten Sie das Literaturhaus in der Villa Clementine etabliert – warum?

Die großbürgerliche denkmalgeschützte Villa, die ursprünglich als privates Domizil errichtet wurde, bot sich sowohl von ihren Räumlichkeiten als auch von ihrer exponierten Lage an der Wilhelmstraße als Literaturhaus an. Beim ersten Eintritt in die Villa Clementine hatte ich sofort die von großartigen Frauen unterhaltenen literarischen Salons des 18. und 19. Jahrhunderts vor meinen Augen. Einen solchen eigenen Ort der Begegnung zwischen all denjenigen, die Literatur produzieren und denjenigen, die sie rezipieren, einen Ort der lebendigen Diskussion miteinander, das gab es bis zu diesem Zeitpunkt in Wiesbaden nicht.

Inwiefern hat sich der Einsatz gelohnt?

Das Literaturhaus Villa Clementine wird schon seit vielen Jahren als eine selbstverständliche Einrichtung in unserer Stadt wahrgenommen, so, als gäbe es sie „schon immer“ – das ist wohl die beste Bestätigung. Das Literaturhausteam organisiert ein hervorragendes Programm und das interessierte Publikum weiß dies zu schätzen.

Warum braucht es dennoch einen Förderverein?

Der Förderverein ist dazu da, das Kulturamt bzw. Literaturhaus dabei zu unterstützen, die Villa mit literarischem Leben zu füllen. Und wie jeder Förderverein einer Kulturinstitution wollen wir über den Verein die engagierten Literaturinteressierten in Wiesbaden noch stärker an das Haus anbinden. Schließlich gilt es aber auch, all jene für Literatur, für das Lesen, für das Gespräch über Bücher zu begeistern, die von diesem Glück noch nicht richtig gekostet haben. Dazu braucht es neue Formate. Wir unterstützen das kleine Team des Hauses dabei, dass solche angeboten werden können.


 

Fragen an die stellvertretende Vorsitzende Ingeborg Toth (Journalistin):

Viele Jahre haben Sie sich (nach Ihrem Bruder Hans Dieter Schreeb) als Fördervereinsvorsitzende engagiert – was wurde erreicht?

Nachdem der Autor Hans Dieter Schreeb den Vorsitz des Fördervereins niedergelegt hatte, wurde ich zunächst zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dr. Christian Russ war als Vielleser und gut in dieser Stadt vernetzter Rotarier ein hervorragender Frontman, der mit leichter Hand um Spenden warb. Diese Arbeit hat der Vorstand, mit dem ich als Vorsitzende arbeiten durfte, fortgesetzt. Obendrein gelang es uns in drei Jahren, die Zahl der Mitglieder um ein Drittel zu erhöhen.

Was soll noch erreicht werden?

Bei allen erreichten Erfolgen – Mitglieder kann man nicht genug haben. Wir orientieren uns an den Freunden des Museums. Die haben die magische Tausend-Mitglieder-Marke locker übersprungen. Das sollte uns, den Freunden des Literaturhauses, auch gelingen. Dazu müssen wir nur breiter streuen, welches Niveau die Veranstaltungen in der Villa Clementine erreicht haben.

Welche Veranstaltungen im Literaturhaus sind für Sie besonders attraktiv?

Im Literaturhaus wird alle vier Wochen über zeitgenössische Literatur diskutiert – und gelegentlich so kontroverse Meinungen ausgetauscht wie im „Literarischen Quartett“. Dazu treffen sich interessierter Bürgerinnen und Bürger aus Wiesbaden und Umgebung. Dass auch Männer dabei sind, die angeblich mit Belletristik nichts am Hut haben, ist doch ein gutes Zeichen.


 

Fragen an den Schatzmeister Michael Münch (Vorstand Deutsche Bank Stiftung a.D.):

(Foto: privat)

Sie haben die Funktion des Schatzmeisters im Vorstand des Fördervereins Wiesbadener Literaturhaus übernommen. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Auch die Literaturförderung kommt nicht ohne finanzielle Unterstützung aus. Das Zahlenwerk zu betreuen und zu gestalten ist eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle.

Sie waren auch in der Deutsche Bank Stiftung und für den Verein Villa Romana aktiv. Warum ist Ihnen ehrenamtliches Engagement wichtig?

Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn sich Menschen einbringen und für das Gemeinwohl einsetzen. Sich nur auf staatliches Handeln zu verlassen, ist zu wenig. Aus dieser Grundüberzeugung leite ich mein persönliches Engagement ab und setze mich für die Dinge ein, die mir wichtig sind.

Inwiefern ist für Sie die Aufgabe dieses Vereins interessant, Literatur in der Stadt Wiesbaden zu fördern?

Literatur hat es innerhalb der verschiedenen Kultursparten besonders schwer. Gerade deshalb verdient sie jede Unterstützung. Und daher möchte ich mich in meiner (Fast-) Heimatstadt Wiesbaden für dieses Genre einsetzen.


 

Fragen an Beisitzer Armin Conrad (Journalist, Kulturzeit 3sat a.D.):

Sie sind Autor des Fördervereins-Projekt „Prinzenraub“ – inwiefern wirbt diese Geschichte für das Literaturhaus?

Der Prinzenraub vom 13. Juli 1888 ist ein Dominostein der europäischen Geschichte auf dem Weg ins 20. Jahrhundert, mit allen Folgen, Katastrophen, Kriegen und Aufbrüchen. Die Villa Clementine ist der Ort.

Welche Dramen mehr spuken in diesem Haus?

Die Dramen der Geschichtsvergessenheit, denn um ein Haar hätte die Villa Clementine das Schicksal der Pariser Bastille erreicht und sie wäre eine U-Bahn-Station geworden.

… und inwiefern ist das Haus mehr als Stoffgeber?

Die Villa ist ein Ort des Lebensgefühls. Schon beim Betreten taucht man in den Klassizismus ein. Hier die Tasse Tee zu trinken, ist etwas ganz Besonderes.


 

Fragen an Beisitzerin Lutgart Behets-Oschmann (Unternehmensberaterin):

 

Sie engagieren sich als neues Mitglied im Vorstand des Fördervereins Literaturhaus – warum?

Neben der bildenden Kunst, der Geschichte  und der Musik ist die Literatur eine wichtige Säule im kulturellen Leben der Stadt Wiesbaden. Der Förderverein Literaturhaus liefert hierfür einen wichtigen Beitrag. Durch seine vielen Aktivitäten ist die Literatur in Wiesbaden lebendig und präsent. Ich engagiere mich im Förderverein, weil ich in meiner Freizeit viel lese und mich gerne mit anderen Menschen austausche über Bücher, die man gemeinsam gelesen hat.  Hinzu kommt, dass ich Freude daran habe, den Förderverein mit meiner Erfahrung im Wiesbadener Vereinsleben zu unterstützen.

Wie beurteilen Sie die zurückliegende und gegenwärtige Arbeit des Fördervereins?

Der Förderverein ist durch seine vielseitigen Veranstaltungen in der Wiesbadener Gesellschaft sehr präsent. Hierbei werden nicht nur Lesungen angeboten, sondern auch Gesprächsforen über Bücher und  Literatur-Festivals. Spannend ist hierbei, dass die Aktualität nicht zu kurz kommt. Dadurch kommt auch weniger bekannte Literatur, beispielsweise aus der Ukraine oder aus osteuropäischen Ländern zu den Leser*innen. Die Professionalität wird noch verstärkt durch die Präsenz von Autor*innen vor Ort, aber auch durch  die Einbindung von Schauspielern und Schauspielerinnen in die Veranstaltungen.

Was wollen/können Sie zur weiteren Entwicklung der Vereinsarbeit beitragen?

Da ich beruflich aus der Verbandsarbeit komme und auch in Wiesbaden bereits Erfahrungen in Vereinen habe, möchte ich gerne einen Beitrag zur Mitgliedergewinnung leisten. Wichtig ist auch hier, junge Menschen verstärkt für unser Angebot zu gewinnen. Das wird für die Zukunft des Vereins eine ganz wichtige Aufgabe.


 

Aus der Vereinsgeschichte

Gespräch mit früheren Vorsitzenden

Hans Dieter Schreeb
(Vorsitzender 2002–2010)
Autor und Journalist

(Foto: privat)

Herr Schreeb, Sie sind Gründervater des Fördervereins Literaturhaus Wiesbaden – warum hielten Sie die Einrichtung 2002 für notwendig?

Sehr symbolisch wurde zu Anfang des gegenwärtigen Jahrtausends die Villa Clementine an der Wilhelmstraße, in sich ein Denkmal des für Wiesbaden so bedeutenden 19. Jahrhunderts, von einem beliebigen Veranstaltungsgebäude zu einem Literaturhaus umgewandelt. Die Idee gefiel mir und die Ausführung noch mehr. Ich glaubte, eine solche Einrichtung brauche zur Unterstützung und zur dauerhaften Festigung einen eigenen Förderkreis. Vorbild waren für mich die „Freunde des Museums Wiesbaden“ oder der „Nassauische Kunstverein“. Mit Freunden und Bekannten habe ich deswegen (in Absprache mit dem Wiesbadener Literaturhaus) 2002 den „Förderverein Literaturhaus Clementine“ gegründet.

Welche Anliegen konnten in Ihrer Amtszeit umgesetzt werden?

Der Verein hat von Anfang an das Programm der Villa Clementine unterstützt, zum Teil auch eigene Lesungen organisiert und andere Formen des literarischen Lebens möglich gemacht. Besonders stolz bin ich darauf, dass es während meiner Zeit als Vorsitzender keine nennenswerten Konflikte mit der Institution Literaturhaus noch innerhalb des Fördervereins gab.

Was sollte der Förderverein in Zukunft noch erreichen?

Genau das, was er sich von Anfang an vorgenommen hatte – und im Vereinsnamen festgeschrieben ist. Und noch mehr Mitglieder werben.


 

Prof. Dr. Christian Russ
(Vorsitzender 2010-2014),
Anwalt und Notar

(Foto: privat)

Herr Russ, Sie waren bei der Gründung des Fördervereins Literaturhaus Wiesbaden (2002) zunächst dessen Schatzmeister, übernahmen 2010 bis 2014 den Vorsitz – um was weiterzuführen?

Mein Kollege Dieter Wallenfels und ich hatten seinerzeit die Satzung des Fördervereins entworfen und begleiteten die Gründungsversammlung als Anwälte. Bei den Vorstandswahlen fand sich dann kein Kandidat für das ungeliebte Amt des Schatzmeisters. Da sah der frisch gekürte Vorsitzende Dieter Schreeb mich an und meinte, ich sei als Schatzmeister quasi die Idealbesetzung, ich hätte ja auch als Anwalt bestimmt immer mal was mit Zahlen zu tun … So wird man Schatzmeister. Und als sich Herr Schreeb dann 2010 als Vorsitzender zurückzog, sagte er mir, ich sei für das Amt des Vorsitzenden wie geschaffen, nachdem ich ja schon Schatzmeister gewesen sei … So wird man Vorsitzender. Uns ging es dann darum, das Literaturhaus in Wiesbaden bekannter zu machen, ein Kunstwerk als „Lesezeichen“ an die Wilhelmstraße zu stellen und neue Mitglieder für unsere Sache zu begeistern.

Sie sind Jurist – warum haben Sie sich für die Literatur eingesetzt?

Als Sohn des früheren Feuilletonchefs des Wiesbadener Kurier, Dr. Bruno Russ, bin ich in einem Haus mit vielen tausend Büchern aufgewachsen. Meine Doktorarbeit habe ich über den Rechtsschutz von Buchtiteln geschrieben, als Anwalt berate ich viele Verlage. Und zusammen mit meinem Kollegen Dieter Wallenfels bin ich beauftragt, die Einhaltung der Buchpreisbindung in Deutschland zu überwachen. Literatur und Juristerei waren in meinem Leben also immer miteinander vernäht – da war das Engagement für den Literaturhaus-Förderverein ein weiteres Steinchen im Mosaik.

Warum ist dieser Förderverein für die Wiesbadener Stadtkultur wichtig?

Literatur ist meistens eine etwas einsame Angelegenheit: Der Leser und sein Buch. Im Literaturhaus wird das Lesen zur Lesung und damit zum gemeinsamen Erlebnis. Das Haus ist ein Ort des Zuhörens, des Austauschs, der Diskussion. Der Förderverein trägt durch eigene Veranstaltungen und die Förderung von Literaturprojekten dazu bei, das Literaturhaus als Zentrum des Lesens in Wiesbaden sichtbar zu machen.


 

Ingeborg Toth
(Vorsitzende 2014–2016),
Journalistin

Ingeborg, Du warst und bist stellvertretende Vorsitzende zwischen 2010 und 2014 und wieder seit 2016. In den Jahren dazwischen hattest Du den Vorsitz übernommen. Worin lag/liegt der Unterschied zwischen den beiden Funktionen?

Kandidaten für Vorstandsämter stehen nicht Schlange, man muss sie sich suchen – das habe ich auf jeden Fall gelernt. So ging es auch dem Vorsitzenden Dr. Christian Russ im Sommer 2010 – er suchte eine Stellvertreterin. Ich kann mich noch erinnern, wo mich sein Anruf erreichte – so, wie jeder weiß, wo ihn die Nachricht vom Tode Kennedys getroffen hat. „Was muss man da machen?“ Antwort Russ: „Nix“. Ich habe dann kandidiert, um herauszubekommen, was man machen sollte, um den Laden am Laufen zu halten. Schließlich ging es darum, Literatur zu decodieren, die Räume der Villa Clementine für Zielgruppen zu öffnen, denen das Feuilleton stets hinterherrennt. Der Vorsitzende verstand es, zu delegieren. Als Mann des Wortes hielt er die witzigen, geschliffenen Reden. Das hätte ich, an die Spitze des Vereins gewählt, auch gern gekonnt.

Was hast Du in den Jahren, als Du Vorsitzende warst, erreichen können?

Ich fand es nützlich, die Satzung zu lesen, die zwei so hervorragende Juristen wie Dieter Wallenfels und Dr. Christian Russ entworfen hatten. Da stand drin, dass ein Beirat zu wählen sei, der dem Vorstand zur Seite steht und ihn auch gelegentlich berät. Das hielt ich für eine hervorragende Idee – und habe Kandidatinnen und Kandidaten gesucht, die eine Rolle im öffentlichen Leben der Stadt spielen. Die wiederum haben Mitglieder für den Verein geworben. Die Idee der Gründer, dass ein Club das Literaturhaus mitträgt, finde ich nach wie vor richtig.

Wofür setzt Du Dich im Vorstand weiterhin ein?

Ein erstes Resümee der Debatte über die Zukunft des Lesens zeigt: Corona macht uns erfinderisch. Der Vorsitzenden Rita Thies ist es gelungen, die Idee von der „Literaturzeitung“ im Netz (eben hier) umzusetzen. Vielleicht müssen wir auch noch viel weitergehen, wenn die Zeitungen immer weniger Platz für die klassische Literaturkritik anbieten. Uns fallen jedenfalls immer mehr Formate ein, die im Freien oder auch im kleinsten Kreis möglich sind. Wir entdecken ungeahnte Oasen als neue Ort „klassischer Öffentlichkeit“ und unterstützen damit auch die Verlage in ihrem Bemühen, die schönste Ware der Welt zu verkaufen.

Die Fragen stellte Viola Bolduan.


 

Fragen an Viola Bolduan (Journalistin),
Vorsitzende des Beirats

Foto: Volker Watschounek

Viola Bolduan, als ehemalige Feuilletonchefin des Wiesbadener Kurier haben Sie die Arbeit des Literaturhaus Villa Clementine von Anfang an begleitet. Was waren oder sind für Sie besondere Höhepunkte?

Wichtigster Höhepunkt war die Konzentration aus einem früheren Kunst-Gemischtwarenlager Villa Clementine auf Literatur, also die Etablierung des Literaturhauses selbst im Jahr 2002. Dort konnten stilgerecht dann auch die einwöchigen Literaturtage mit ihren verschiedenen Gastgeber*innen, Veranstaltungen zum Frauen-Krimi-Preis, später mündend in nur noch ein Krimi-Stipendium, das Programm zum hr2-Hörfest stattfinden und last, but not least der Neujahrsempfang von Literaturhaus und Förderverein, der die Stadtgesellschaft einlädt, neugierig auf die Aktivitäten in diesem Haus zu werden. Zweitwichtigster Höhepunkt deshalb: Die Gründung des Fördervereins Literaturhaus Wiesbaden im Gründungsjahr des Literaturhauses.         

Sie sitzen dem Beirat des Fördervereins vor und unterstützen den Vorstand tatkräftig, nicht nur bei der Ausgestaltung dieser Webseite. Was reizt Sie persönlich an dieser Arbeit?

Seit Kindheit sind mir Lesen und Schreiben lieb und teuer – wie schön, dass der Förderverein mir ermöglicht, dies weiterhin für ihn tun zu können. Darüber hinaus: Ich lerne ständig Neuheiten vom Buchmarkt, neue Autor*innen und Veranstaltungsformate kennen – und seine Website trainiert trefflich den Umgang mit digitalen Medien. Darüber hinaus: Die atemlose Aktivität der Vorsitzenden reißt einfach mit … (siehe unten)   

 Viola Bolduan nimmt den Auftrag an, einen kurzen Bericht über das Literaturleben Wiesbadens im Jahr 2050 zu schreiben. Was lesen wir?

 „Scharen strömen durch einen von Nilgänsen befreiten Warmen Damm auf die floral angelegte Freifläche vor dem Literaturhaus (ehemals Frankfurter Straße, die in dieser Stadt der Radfahrer*innen aufgegeben werden konnte), um der Jubiläums-Preisverleihung des Rita-Thies-Preises für besondere Verdienste um die Literatur in Wiesbaden mitzuerleben. Es ist das x. Mal, dass im Namen der Vorsitzenden des Fördervereins Literaturhaus Wiesbaden und ehemaligen Kulturdezernentin in dem von ihr initiierten Literaturhaus die Auszeichnung vergeben wird. Die Einheimischen, mittlerweile (bis auf die Babys) allesamt Mitglieder im Förderverein, schwenken zur Feier Fahnen mit Titeln ihrer Lieblingsbücher. Auf die Hauptfassade des Literaturhauses zaubert ein Laser Zitate aus den bisher mit städtischen Literaturpreisen bedachten Schriftwerken. Die Oberbürgermeisterin hält ihre Laudatio in Versform. Wie überhaupt ein Test in Literaturkenntnis zur Eignung für einen Sitz im Parlament und einen Posten im öffentlichen Dienst mittlerweile Pflicht geworden ist, was seit Kurzem selbst für das Wirtschaftsdezernat gilt. Die anwesenden Ortsbeirätinnen stimmen einen Martin-Walser-und-Suter-Chor an; die Theaterintendantin lässt ihre Grußbotschaft in einer Textcollage vorführen. Die Namensgeberin des Preises kündigt die Titel für ihre allabendlichen Literaturforen an (denkt über ein nachmittägliches Pendant nach), und die Preisträgerin dankt, indem sie dicke Literatur-Programme für den kommenden Monat verteilt. Sie steht mir für ein Interview zur Verfügung. Sie habe, sagt sie, eine derart literaturbegeisterte Stadt zuvor noch nicht gekannt und zeigt sich wiederum selbst begeistert von diesem täglich mehrfach bespielten Literaturhaus Villa Clementine mit seiner exzellenten Gastronomie, deren Suppenkreationen für die entsprechenden Lesungen des Fördervereins ja inzwischen über die Stadtgrenzen hinaus legendär geworden sind. Dessen Gründungsmitglieder, die – ob mit Stöckchen oder ohne – alle ihre 100. Geburtstage im Literaturhaus gefeiert haben, müssen beim Ausschank nur noch sporadisch aushelfen …“

Die Fragen stellte Fördervereinsvorsitzende Rita Thies.

Das seit 2002 bestehende Literaturhaus in Wiesbaden versteht sich nicht allein als Ort, an dem rezitiert und diskutiert wird. Es will mit allen Sinnen Lust auf Literatur und auf das Lesen machen. Außerdem will das Programm einen Gegenpol zur fortschreitenden Ökonomisierung von Literatur bilden und auch Autoren vorstellen, die nicht auf den Bestseller-Listen stehen. Weiterhin sollen Thematische Schwerpunkte im Programm geben Leserinnen und Lesern Anhaltspunkte über Entwicklungen auf dem Büchermarkt. geben sowie zur inneren Konzentration und Kontemplation anregen.

In einigen Reihen werden inhaltliche Schwerpunkte verfolgt: Die „Poetikdozentur“ (in Zusammenarbeit mit der Hochschule RheinMain) setzt sich die Förderung junger Autorinnen und Autoren zum Ziel, in Vorlesungen, Lesungen und Podiumsgesprächen setzen sich die Poetikdozenten mit dem Prozess der Entstehung von Literatur auseinander. und die Reihe „Junges Literaturhaus“ stellt anspruchsvolle Jugendliteratur vor. und bei „Musik in der Literatur“ stehen die Kultur des professionellen Vortrags von Literatur sowie das Verhältnis von Sprache und Musik im Vordergrund.

Das Wiesbadener Literaturhaus versteht sich nicht zuletzt als Ort, an dem sich Schriftsteller, Übersetzer, Lektoren, Verleger, Buchhändler, Medienschaffende und Literaturinteressierte treffen und arbeiten können. – in Schreibworkshops, Lesungen, Vorträgen oder Tagungen. An der Wilhelmstraße gelegen, ist das Literaturhaus mit Café, Büchertauschstelle und einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm ein beliebter Ort, an dem renommierte Schriftsteller ebenso wie talentierte Debütautoren, Künstler verschiedener Sparten, Literaturschaffende und das Publikum einander begegnen und austauschen können. In den vergangenen Jahren gehörten u. a. folgende Schriftsteller oder Schauspieler zu den Gästen: Martin Walser, Uwe Timm, Christoph Hein, Urs Widmer, Daniel Kehlmann, Roger Willemsen, Alexander Kluge, Peter Härtling, Margriet de Moor, Felicitas Hoppe, F. C. Delius, John Burnside, Senta Berger, Eva Mattes, Katharina Thalbach, Ulrich Noethen oder Sophie Rois. Seit 2003 ist Susanne Lewalter die Leiterin des Literaturhauses Villa Clementine.

Susanne Lewalter, Leiterin des Literaturhauses

(Foto: Marcus Bohl)

Susanne Lewalter, wie wichtig ist das Wiesbadener Literaturhaus für die Stadt?

Das Literaturhaus ist für Wiesbaden ein zentraler Ort der kulturellen Debatte und ein Think Tank zu gesellschaftlichen Fragen, etwa wie wir in Zukunft leben wollen. Literatur nimmt häufig mit seismografischem Gespür gesellschaftliche Entwicklungen vorweg.

Was erwarten Sie an Unterstützung seitens des Fördervereins?

Der Förderverein vermag als ein breit aufgestelltes Netzwerk von wichtigen Persönlichkeiten aus dem Kultur- und Wirtschaftsleben Wiesbadens und der Region viel leichter regionale Sponsoren und Förderer zu gewinnen und unterstützt daher im besten Falle als Partner die Projekte des Literaturhauses. Viele größere Projekte wären in Zeiten knapper Haushaltskassen für das Literaturhaus ohne zusätzliche Fördermittel und Ressourcen nicht realisierbar.

Wie stehen Sie zu den eigenen Veranstaltungen des Fördervereins?

Ich sehe den Förderverein auch als ein wichtiges Bindeglied für literaturinteressierte Besucherinnen und Besuchern: Seine ergänzenden Veranstaltungsangebote unterstützen das Literaturhaus dabei, die regionale Identität zu stärken.


 

Das Team im Literaturhaus

Foto: © Marcus Bohl

Das Team (v. l.): Renate von Arend, Katharina Dietl, Joachim Löblein, Barbara Westhaus, Susanne Lewalter
Telefon: 0611/31-5745, E-Mail: literaturhaus@wiesbaden.de

Förderverein Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine e.V.
c/o Literaturhaus Villa Clementine
Frankfurter Str. 1
65189 Wiesbaden

foerderverein.wiliteraturhaus@online.de

Für Nachfragen zum Literaturforum: literaturforum.wiesbaden@online.de

Kontoverbindung:
NASPA Wiesbaden
IBAN: DE84 5105 0015 0101 2610 34
BIC: NASSDE55

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Literaturhaus Villa Clementine

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