„Der Tod lebt im Rheingau“

22.09.2020 / Förderverein Literaturhaus Wiesbaden


„Der Tod lebt im Rheingau“

Lesung: Thomas Zimmer / Text: Ingeborg Toth

Am Rhein und in Wiesbaden wird es wieder kriminell im neuen Roman von Lothar Schöne: „Der Tod lebt im Rheingau“. Der lebende Tod hat nichts mit Corona zu tun, vielmehr taucht er höchstpersönlich auf, was für viele unangenehm wäre – nicht jedoch für Kommissar Vlassi Spyridakis. Versucht er etwa, sich mit dem Herrn Tod anzufreunden?

Lothar Schönes neuer Krimi ist eine psychologisch gründlich durchdachte Geschichte, klug konstruiert. Ein Roman, in dem die Mord-Aufklärung genauso viel Raum einnimmt wie die seelischen Befindlichkeiten seiner Figuren. So sinnt Vlassi über die Natur des Todes: „Tote sind lebendig wie die Lebenden, der Tod ist nur ein Komma.“

Natürlich gibt es ein Wiedersehen mit allen bekannten Figuren aus Schönes bisherigen Krimis, allen voran Hauptkommissarin Julia Wunder und ihren Vater, der gleich zu Beginn einen seltsamen Fund macht …


Die drei, Julia, ihr Vater und Vlassi, sitzen kurze Zeit später im Café Schwab in Eltville. Julia will mehr über den toten Konrad, den Kaffeebruder ihres Vaters, wissen. Und Vlassi stellt ebenfalls Fragen.


In ihrer Gewöhnlichkeit werden Kommissar und Täter gleichermaßen zu Identifikationsfiguren für den Leser, der allerdings über die wahre Natur mancher Figuren lange im Unklaren gelassen wird.

Der Autor webt zugleich mit leichter Hand ein gesellschaftspolitisches Problem in den Krimi ein: Die Kryostase als Weg zum „ewigen Leben“. Dabei wird der Körper auf 196 Grad minus heruntergekühlt und soll aufgetaut werden, wenn die Medizin so weit ist, dass sie tödliche Krankheiten heilen kann. Ganz nebenbei schafft es Lothar Schöne, auch noch die Skandale der Wiesbadener Stadtpolitik und einer Wohlfahrtsorganisation einzubauen.

„Der Tod lebt im Rheingau“ ist ein Wiesbaden-Krimi, rundum. Ernsthaft, spannend und wunderbar unterhaltsam zugleich.

Wir danken dem Ortsbeirat Mitte (Wiesbaden) für die Unterstützung des Projekts.


* Der Wiesbadener Thomas Zimmer, Jahrgang 1985, ist der Sohn von Dieter Zimmer – ehemaliger ZDF-Redakteur und Autor des Bestsellers „Für’n Groschen Brause“, in dem er von seiner Nachkriegsjugend in Leipzig erzählt. Thomas Zimmer hat Musik und Kunst an der Privatuniversität der Stadt Wien (früher: Konservatorium) studiert und mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Zimmer hatte Engagements an vielen Bühnen, darunter am Hessischen Staatstheater Wiesbaden und dem Staatstheater Darmstadt. Zuletzt war er auch für das Coaching des Jungen Staatsmusical Wiesbaden zuständig. Er tanzt, singt und spielt außer Gitarre auch Klavier.