Katalyn Hühnerfeld liest aus dem neuesten Roman der amerikanischen Schriftstellerin.
„Alles nicht mein Ding“, das ist das Motto der New Yorkerin Andrea. Sie ist Ende 30, Single, kinderlos und kann mit den sesshaften Lebensentwürfen ihres Umfelds so gar nichts anfangen. Stattdessen läuft sie den Träumen ihrer Jugend hinterher, wollte einmal Künstlerin werden, aber der Zeichenblock setzt stetig mehr Staub an. Mit „Nicht mein Ding“ möchten wir Ihnen einen absolut lesenswerten Roman aus dem Frühjahrsprogramm des Frankfurter Schöffling Verlags ans Herz legen, der Sie zum Schmunzeln, Kopfschütteln und Weinen bringen wird.
Der Roman der US-amerikanischen Autorin Jami Attenberg* handelt von den Schwierigkeiten, denen sich eine New Yorker Single-Frau tagtäglich stellen muss. Unangebrachte Fragen, Kommentare oder Ratschläge – alle meinen sie, etwas an Andreas Leben aussetzen zu können und drängen ihr wiederholt die eigenen, scheinbar glücklichen Beziehungen und Familien auf. Über weite Strecken ist „Nicht mein Ding“ ein leichtes, unterhaltsames Buch, das mit seiner sarkastischen Protagonistin an die besten Momente von Bridget Jones heranzukommen vermag. Doch immer wieder blitzen nachdenkliche Szenen auf, wird Andrea konfrontiert mit den Schatten, die hinter den grellen Lichtern der perfekten amerikanischen Familie auf den Boden der Tatsachen schlagen. Als dann auch noch die ironische Distanz zu ihrer eigenen Mutter, ihrem Bruder und der schwerkranken Nichte nicht mehr funktioniert, durchlebt Andrea in fragmentarischen Erinnerungen ihre Vergangenheit erneut, wächst daran und hat schließlich die Kraft, sich der schmerzhaften Gegenwart zu stellen. Was wie eine sommerfrische Lektüre beginnt, entwickelt sich zusehends zu einem Coming of Age-Roman, in dem die fast vierzigjährige Andrea nun endlich erwachsen werden muss, ihrer eigenen Familie zuliebe.
Katalyn Hühnerfeld** liest den Anfang des Romans, als Andrea über ihre aussichtslose Situation als Künstlerin sinniert, während ihr mit dem Empire State Building auch der eigene Fixpunkt immer weiter aus den Augen gerät.
Text: Sarah Beicht
Jamie Attenberg: Nicht mein Ding, Verlag Schöffling & Co, Frankfurt am Main 2020, 223 Seiten, 22 Euro
Der Auszug wurde mit freundlicher Genehmigung des Schöffling Verlags freigegeben. Mit seinen digitalen Angeboten möchten das Literaturhaus und der Förderverein Leseempfehlungen geben und damit vor allem Autorinnen und Autoren sowie Verlage aus der Region unterstützen, die in den vergangenen Monaten keine Möglichkeit hatten, ihre Bücher und Programme einem breiten Publikum vorzustellen.
*Jami Attenberg, geboren 1971, ist eine amerikanische Schriftstellerin. Nach dem Studium der Literatur in Baltimore erschien 2006 ihr erster eigener Erzählband unter dem Titel „Instant Love“. Ihr dritter Roman „The Middlesteins“ verschaffte ihr den literarischen Durchbruch und wurde New York Times-Bestseller. In der deutschen Übersetzung erscheint ihr Werk beim Verlag Schöffling.
**Katalyn Hühnerfeld ist Schauspielerin, Kabarettistin und Sprecherin und arbeitet vor allem für ARD und ZDF. Von 2004 bis 2009 war sie festes Ensemblemitglied am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, mit ihren Kabarett-Programmen ist sie in ganz Deutschland unterwegs. Sie lebt mit ihrer Familie in Wiesbaden.