Markus Bennemann „Tod am Steinernen Meer“

11.11.2020 / Förderverein Literaturhaus Wiesbaden


Es ist der dritte Krimi um Veit Brenner, Ranger in khakifarbener Uniform und kraftvoller Bayer. Sein Reich ist der Nationalpark Berchtesgarden, und er ein „Einheimischer“. So beschreibt ihn der Wiesbadener Autor Markus Bennemann*. Der kernige Krimiheld hat eigentlich einen Traumberuf als Wildhüter in einem idyllischen Landstrich, der – so das Urteil des Autors – zu den schönsten Deutschlands zählt.  Die Natur sich selbst überlassen, das ginge, wenn es nicht zu viele Menschen gäbe, die die Idylle massiv stören.  Und die in Wildhütern die ärgsten Feinde sehen, die ihre dunklen Machenschaften durchkreuzen. Auf den Helden des Buches wird auch schon mal geschossen. Der überlebt zum Glück und wird   von der Direktorin des Nationalparks  mit dem Projekt „Luchs“  betraut. Mit der Wiederansiedlung eines der großen Beutegreifer, zu denen in unseren Breiten auch Wölfe und Bären zählen.

Viel tierisches Blut – das von Murmeltieren, Gämsen und Steinböcken – fließt in diesem dritten Band der Veit-Brenner-Reihe „Tod am Steinernen Meer“. Der Leser begegnet Steinadlerpaaren, die ihre Jungen großziehen, trifft auf Murmeltiere, Gämsen und anderes Bergwild. Und auf Steinböcke, von denen sich mancher fragt, ob es die Nachkommen jener Tiere sein könnten, die Hermann Göring im „Dritten Reich“ für seine Jagd in Berchtesgarden ausgesetzt hat. Wälder dürfen in einem Nationalpark altern, zusammenbrechen und sich selbst wieder verjüngen. Es finden sich wundervolle Beschreibungen bizarrer Landschaften, etwa die des Karsthochplateaus zwischen Watzmann-Massiv und Königssee, das einem Meer aus Steinen gleicht. Auch das erfährt man: Das Steinerne Meer ist ein beliebtes Ziel für erfahrene Bergwanderer. Viele Hütten und markierte Wege machen das Steinerne Meer zum idealen Gebiet für mehrtägige Hüttentouren.

Mit dem verwaisten Luchs und einem mysteriösen Hirsch haben Tiere tragende Rollen bei Markus Bennemann. Der die Berge lieben muss, sonst könnte er über eine Alpenlandschaft nicht so schreiben, wie er es tut. Bennemann lässt menschliche Typen auftreten, wie sie sicher nur in Bayern existieren. Die „alte Traudl“ und den Ande, mit dem der Held Veit Brenner zusammen in der Schule war. Über Seiten finden Dialoge auf Bayerisch statt – man muss mit dem Dialekt vertraut sein, um folgen zu können. Oder sich Buchstabe für Buchstabe durch die Dialoge hindurchkämpfen.  Das Buch ist ein ungewöhnlicher Mix aus Alpen-Krimi und antikem Mythos, bei dem nichts und niemand ist, was er zu was er zu sein scheint!

In Teil eins – „Ein neuer Gefährte“ überschrieben – nimmt der Krimileser auf einer großen Lichtung am Westhang des Wimbachtals an einem bemerkenswerten Schauspiel teil. Der Wiesbadener Schauspieler Mario Krichbaum* liest Auszüge – hören Sie selbst:

 

Der kuriosen Szene der missglückten Auswilderung des Luchses, der es sich anders überlegt und lieber an der Seite seines „Herrchens“ bleibt, mit dem man wilde Spiele spielen kann, folgt im Krimi ein abscheuliches Geschehen. Veit Brenner entdeckt einen barbarischen Akt der Wilderei, und die Parkdirektorin ruft die angereisten Journalisten, die sich im Dutzend dankenswerterweise zum Schauspiel der Auswilderung eingefunden hatten, nun zu einer Pressekonferenz im Informationszentrum des Nationalparks zusammen. Hören wir einmal hinein:

 

 

Sprecher: Mario Krichbaum                                                                                                                                        Text: Ingeborg Toth

Der Förderverein Literaturhaus Wiesbaden dankt dem Ortsbeirat Mitte für die freundliche Unterstützung.

Ebenso dem Gmeiner-Verlag (Meßkirch) für die freundliche Genehmigung der Lese-Auszüge aus: Markus Bennemann: „Tod am Steinernen Meer“. 310 Seiten. 12 €.

*Markus Bennemann, geboren 1971, fühlt sich der Natur stark verbunden – wenn zum Glück auch nicht auf so unheimliche Art wie der Held seiner Krimi-Reihe. Nach dem Studium hat er als Journalist für die Wiesbadener Tageszeitung, Krimischreiber fürs Fernsehen und Autor vieler Sachbücher und Romane gearbeitet, bei denen die Natur immer eine Hauptrolle übernimmt. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Hauptberuflich arbeitet Markus Bennemann heute als Wissenschaftsredakteur in Wiesbaden. Wie für die zwei vorigen Teile der Reihe hat er auch für „Tod am Steinernen Meer“  intensiv vor Ort recherchiert und eng mit einem Kenner der lokalen Geschichte und Bergwelt zusammengearbeitet. Bennemann liest gern französische Krimis, manchmal auch im Original.

*Mario Krichbaum, Schauspieler und Regisseur, geboren 1970 in Darmstadt, sagt, die Schauspielerei sei für ihn Berufung – das Regieführen habe sich zur Passion entwickelt. Nach dem Studium der Germanistik und Politik an der TU-Darmstadt nahm er in München Schauspielunterricht. Er hat zweimal den Hamlet gespielt und einmal das Shakespeare-Stück inszeniert. Als Schauspieler hat er in zahlreichen Filmen mitgewirkt. Im Dezember wird er – nach dem Lockdown – in den Kammerspielen Wiesbaden zu sehen sein, in „Die Wunderübung“. Im Januar und Februar wirkt er im Kulturpalast der Landeshauptstadt in „Am Ende bleibt das Schweigen“ mit. Klettern gehört für Mario Krichbaum zu seinen vielen sportlichen Hobbys, er kennt sich in den Bergen aus. Krichbaum wohnt und lebt in Wiesbaden.