Suppenlesung Edgar Allen Poe: Lesen und hören Sie hier

05.04.2020 / Armin Conrad, Förderverein Literaturhaus Wiesbaden, Karina Bertagnolli, Rita Thies


Edgar Allan Poe – Erfinder neuer literarischer Genres


Es liest: Armin Conrad / Texte: Rita Thies /
Technische Unterstützung und Suppenrezept: Karina Bertagnolli (marixverlag)


1809 in Boston geboren, wird der Sohn des Schauspielerehepaars Elizabeth und David Poe schon im Alter von zwei Jahren zur Vollwaise. Poe wird von dem vermögenden Tabakhändler John Allan in dessen Familie aufgenommen und kann als junger Mann in Charlottesville studieren. Das Verhältnis zu John Allan ist jedoch nicht das beste, der Geschäftsmann will die aufwändige Lebensführung seines Zöglings nicht unterstützen. Denn der junge Edgar Allan Poe verprasst viel Geld beim Trinken und beim Spielen, schließlich bricht er das Studium ab. Was folgt, sind Verschuldung, Flucht vor den Gläubigern, Annahme eines falschen Namens, Verpflichtung in der Armee, Freikauf aus dieser. Kurz, ein Leben, das – ebenso wie seine ungeklärten Todesumstände im Jahr 1849 – selbst genügend Stoff für Geschichten liefert.

Schließlich versucht er, sein Geld als freischaffender Schriftsteller zu verdienen, ein Unternehmen, das bekanntermaßen bis heute nicht einfach ist. Poe hat Zeit seines Lebens Existenznot. Als Kritiker ist er gefürchtet und macht sich viele Feinde. Doch Kurzprosa kommt in Mode und so kann er auf dem boomenden Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt seine Geschichten unterbringen. Fantastische Schauergeschichten, die auch heute noch gern gelesen und gehört werden. Denn das Faszinierende an ihnen ist das Spiel zwischen Realität und menschlichen Ängsten, der diffuse Raum zwischen Albträumen, Obsessionen und dem, was auch bei Licht geschehen mag.

Doch hören Sie selbst, es folgt „Der schwarze Kater“. Das ist für die Zeitgenossenschaft Poes neu: Erzählt wird aus der Sicht eines Mörders


Die Trunksucht – auch Poe hat in seinem Leben immer wieder Probleme mit dem Alkohol … Aus den Dämonen entsteht das Grauen.

Effektvoll inszenierte Gräuel, mit Geschichten, die sich manchmal auch in den Bereich des Unmöglichen wagen, mit ihnen wird er zum Vater der Horrorliteratur. Doch damit nicht genug, Edgar Allan Poe begründet zudem den Detektivroman. Sein exzentrischer Ermittler Auguste Dupin, den er 1841 in seiner Erzählung „Der Doppelmord/Die Mordtat in der Rue Morgue“ vorstellt, löst den Fall durch Nachdenken, Analyse und Kombinatorik. „Er findet Gefallen an Denkaufgaben, an Rätseln, an Hieroglyphen, und bei ihrer aller Lösung legt er einen Grad von Scharfsinn an den Tag …“, so Poe in seinem theoretischen Vorwort zu der Geschichte. Seinem Dupin stellt er einen namenlosen Bewunderer und Freund an die Seite, der dem/der geneigten Leser/in die Story erzählt. So kann er die geistigen Spitzenleistungen seines Superhirns Dupin noch mehr hervorheben. Nicht allein Arthur Conan Doyle kopiert später mit Sherlock Holmes und Dr. Watson diese interessante Figurenaufstellung.

Hören Sie einen Auszug aus „Die Mordtat in der Rue Morgue“, gleich zu Beginn der Geschichte wird Auguste Dupin vorgestellt.



Zeitlich gesehen wären wir hier beim Live-Programm in der Villa Clementine schon am Ende angekommen. Doch angesichts der weltweiten Ausnahmesituation durch die Corona-Pandemie haben wir noch eine weitere Erzählung aufbereitet, die Sie in dem Band mit Geschichten von Edgar Ellen Poe im Wiesbadener marixverlag finden: „Die Maske des roten Todes“.

Nur so viel zum Hintergrund: Der Autor war 1831 Zeuge der großen Cholera-Epidemie in Baltimore. Der „rote Tod“ steht für eine infektiöse, schwere Fiebererkrankung, die von Blutungen begleitet ist. Es ist eine Geschichte, die zu unserer Zeit passt, sie erzählt von all denen, die sich unangreifbar und sicher wähnen.

Hören Sie „Die Maske des roten Todes“:



Nachlesen können Sie alle diese und weitere Geschichten in dem oben erwähnten Band „Edgar Allan Poe: Der Goldkäfer. Unheimliche Geschichten“ (6 Euro)

Sie können den Band unter bertagnolli@verlagshausroemerweg.de bestellen und finden diesen in wenigen Tagen in Ihrem Briefkasten.

Als Suppe vor oder nach der Lektüre empfiehlt Karina Bertagnolli:

Grüne Gefrierschranksuppe

2 Personen / ca. 30 min.
300g gefrorener Spinat
200g gefrorene Erbsen
1 Dose weiße Bohnen
1 Zwiebel in kleine Würfel geschnitten
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
1 Dose Kokosmilch
etwas Salz

  • etwas Olivenöl in einem Topf bei mittlerer Hitze erwärmen
  • Zwiebeln und Knoblauch mit etwas Salz 5-10 Minuten glasig dünsten
  • Spinat, Erbsen, Bohnen und Kokosmilch dazugeben und alles zum Kochen bringen, danach bei mittlerer Hitze für 10-15 Minuten köcheln lassen
  • wenn alles weich ist, die Suppe pürieren und bei Bedarf mit etwas Zitronensaft abschmecken
Guten Appetit!