Der Krabbenfischer

16.09.2025 / Förderverein Literaturhaus Wiesbaden, Rita Thies


Benjamin Wood erzählt zwei Tage im Leben des jungen Krabbenfischers Thomas Flett, der mit seiner Mutter in den 60er Jahren irgendwo an der Küste Englands in dem fiktiven Ort Longferry lebt. Während die Kollegen alle schon mit Motorschleppern ihrer Arbeit nachgehen, muss er Tag für Tag mit Pferd und Karre auf den Strand hinaus, um ein wenig Geld zu verdienen. Er hadert mit seinem Leben und träumt von einer Karriere als Musiker, die er nur heimlich verfolgt. Eines Tages taucht ein amerikanischer Regisseur auf, der mit ihm als Krabbenfischer einen Film drehen will – und plötzlich ändert sich alles…

– Was diesen Roman ausmacht, ist nicht die Geschichte einer Selbstermächtigung, die man so oder ähnlich vielleicht schon öfter gelesen hat. Es ist die Empathie für die Figuren, die Wood als Charaktere glaubwürdig zeichnet. Es sind die kleinen unerwarteten Wendungen in der Geschichte und die Fähigkeit des Autors, Alltägliches durch die poetische Kraft seiner Worte zu einem berührendem Leseerlebnis zu machen. In Gedanken gehe ich seit Tagen durch die Bilder spazieren, die der Roman in mir hervorgerufen hat – ich sehe und spüre Nässe, Kälte und Nebel, in denen Thomas Flett unterwegs ist.

Mit der Veröffentlichung von „Der Krabbenfischer“ hat der Dumont Verlag eindeutig einen guten Fang gemacht – ich hoffe, demnächst die anderen Romane von Benjamin Wood auf Deutsch lesen zu können.

Rita Thies