Für sein zweites Büchertheater im Literaturhaus hatte der frühere Wiesbadener Theaterintendant Manfred Beilharz den international bekannten Roman des tschechisch-französischen Autors Milas Kundera „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ ausgewählt. Im Veranstaltungsprogramm des Fördervereins Literaturhaus komprimiert Beilharz das dickleibige Buch über das Leben vor und nach dem ,Prager Frühling‘ auf eine anderthalbstündige Lesezeit. In der Darbietung wechselt er sich mit seinem früheren Ensemblemitglied Alexandra Finder ab. Tomas, angesehener Chirurg in Prag, bevorzugt in seiner Beziehung zu Frauen „erotische Freundschaft“ mit mehreren, die er auch dann nicht aufgibt, als er die junge Teresa trifft, die ihn liebt und seine Untreue aushält. Nach der russischen Besetzung Tschechiens emigriert das Paar in die Schweiz, wo es Teresa aber nicht lange aushält. Als sie zurück nach Prag zieht, folgt Tomas ihr. Er arbeitet weiter als Arzt, bis er einer politischen Erpressung nicht nachgibt und von seiner Klinik entlassen als Fensterputzer eine bisher unbekannte Leichtigkeit erfährt. Noch mehr Freiheit im Überwachungsstaat verspricht das Leben auf dem Land, wohin das Paar zieht und bei einem Autounfall ums Leben kommt. Neben persönlichen und politischen Gedanken zum Thema Freiheit und deren Grenzen, wägt der Autor das Schwere gegen das Leichte in der Liebe ab und unterfüttert die Geschichte von Tomas und Teresa mit philosophischen Exkursen, die vor allem auf die Nietzsche-These von der „ewigen Wiederkunft“ des Gleichen zurückführen. Manfred Beilharz´ und Alexandra Finders Lesung fesselten ein muckmäuschenstilles Publikum, das mit viel Applaus dankte.