„Wie man mit dem Hammer philosophiert” hat Friedrich Nietzsche seine Schrift „Götzendämmerung” untertitelt. Und mit diesem Hammer-Philosophen eröffnet der Förderverein Literaturhaus seine neue Reihe 2022 am 15. März, 19:30 Uhr, im Literaturhaus. Laut wollte Nietzsche hineintönen in die für ihn allzu biederen Denkgewohnheiten seines 19. Jahrhunderts, formulierte seine Prosa gleichzeitig aber ausgesprochen stilistisch elegant („man wird einmal sagen, dass Heine und ich bei weitem die ersten Artisten der deutschen Sprache gewesen sind“), verfasste Epigramme und Lyrik – kann also als „der Literat unter den Philosophen“ gelten. Beispiele hierfür gibt der Wiesbadener Schauspieler und Regisseur Ulrich Cyran mit einer Lesung aus seinem Werk, eingeführt von Viola Bolduan.
Theodor W. Adornos „Minima Moralia“ nehmen nicht nur in ihrer ebenfalls aphoristischen Miniatur-Form Bezug auf Friedrich Nietzsche. Die „Fröhliche Wissenschaft“ des Letzteren freilich kehrt Adorno, Philosoph des 20. Jahrhunderts, um in eine „traurige“, wenn es um die „Lehre vom richtigen Leben“ gehen soll. Was besagt sie, und wie wäre ihr zu folgen? Soziologie-Professor Tilman Allert lädt am 30. März zu einem Gespräch über dieses Adorno-Hauptwerks, das wiederum – gegen jedes Vorurteil schwerer Verständlichkeit – zu einem Vergnügen an diesem philosophischen Text einladen will. Viola Bolduan führt ein.
Eine Philosophin ergänzt die Reihe zu „Literatur und Philosophie“: Hannah Arendt. Die Schweizer Literaturkritikerin und Autorin Hildegard E. Keller folgt in ihrem 2021 erschienenen ersten Roman „Was wir scheinen“ deren letzter Reise 1975 ins Tessin und rekapituliert aus Fakten und Fiktion Hannah Arendts Lebensstationen, darunter die Beobachtungen vom Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem. Hildegard E. Keller wird ihr Buch am 13. April in einer Multi-Media-Performance präsentieren, vorgestellt von Rita Thies.
Schließlich nimmt auch das Literaturhaus an der Reihe teil und stellt am 3. Mai Wolfram Eilenbergers Buch „Feuer der Freiheit“ vor. Der langjährige Chefredakteur des Philosophie Magazins folgt den Lebenswegen von vier Philosophinnen: Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Weil und Ayn Rand. Die Frauen leben in den Wirren des Zweiten Weltkriegs als Flüchtlinge und Widerstandskämpferinnen, Verfemte und Erleuchtete und propagieren eine freie, emanzipierte Gesellschaft.
Wenn Eva von Redecker am 11. Mai ihr Buch „Revolution für das Leben“ präsentiert, dann formuliert sie eine „Philosophie der neuen Protestformen“. In diesen neuen Formen, wie Black Lives Matter, Fridays for Future und NiUnaMenos erkennt sie die Anfänge einer Revolution für das Leben, die die herrschende Ordnung stürzen könnte und eine neue solidarische Form verspricht: Pflegen statt Beherrschen, Regenerieren statt Ausbeuten, Teilhaben statt Verwerten. Ihr Plädoyer gilt als erste philosophische Analyse des neuen Aktivismus.