Drei Fragen an …
Victoria Belim, ukrainische Autorin zu ihrem Roman „Rote Sirenen“, in dem sie von ihrer Familie erzählt, die das Schicksal ihres Urgroßonkels verschweigt, der in den 1930er Jahren verschwunden ist. Als Haus der „roten Sirenen“ ist das frühere Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes bekannt.
Ich hatte nicht gewusst, dass die Traumata der sowjetischen Vergangenheit so tief sitzen. Die Sowjetunion hatte mit uns ein soziales Experiment veranstaltet, das die Gesellschaft politisch wie auch privat völlig dominiert und eingeschüchtert hatte.
Ziel meines Romans ist, dass er den Kontext verständlich macht, aus dem heraus ein Freiheitsstreben der Ukrainer*innen entstanden ist. Er möchte die bisher leergebliebenen Stellen in der Geschichte unseres Landes füllen.
Viele Menschen in der Ukraine lesen. Es gibt geradezu Hunger nach Literatur. Viele schreiben auch. Allerdings sind die Papierkosten sehr hoch, so dass die Verlage weniger Bücher veröffentlichen können. Ich habe mein Buch in Englisch geschrieben und es ist bereits in 15 verschiedene Sprachen übersetzt worden – in der Ukraine aber konnte es bisher noch nicht erscheinen.
Die Fragen stellte Viola Bolduan.