Literaturfestival 2023: Fragen an Victoria Belim

04.07.2023 / Förderverein Literaturhaus Wiesbaden, Viola Bolduan


Drei Fragen an …

Victoria Belim, ukrainische Autorin zu ihrem Roman „Rote Sirenen“, in dem sie von ihrer Familie erzählt, die das Schicksal ihres Urgroßonkels verschweigt, der in den 1930er Jahren verschwunden ist. Als Haus der „roten Sirenen“ ist das frühere Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes bekannt.

  1. Victoria Belim, was haben Sie im Verlauf Ihrer Recherchen über Ihre Familie über das Land Ihrer Herkunft erfahren, was Sie zuvor nicht wussten?

Ich hatte nicht gewusst, dass die Traumata der sowjetischen Vergangenheit so tief sitzen. Die Sowjetunion hatte mit uns ein soziales Experiment veranstaltet, das die Gesellschaft politisch wie auch privat völlig dominiert und eingeschüchtert hatte.

  1. Inwieweit kann Ihr Buch zur besseren Kenntnis über ukrainische Geschichte beitragen?

Ziel meines Romans ist, dass er den Kontext verständlich macht, aus dem heraus ein Freiheitsstreben der Ukrainer*innen entstanden ist. Er möchte die bisher leergebliebenen Stellen in der Geschichte unseres Landes füllen.

  1. Welchen Stellenwert hat Literatur heute in der Ukraine?

Viele Menschen in der Ukraine lesen. Es gibt geradezu Hunger nach Literatur. Viele schreiben auch. Allerdings sind die Papierkosten sehr hoch, so dass die Verlage weniger Bücher veröffentlichen können. Ich habe mein Buch in Englisch geschrieben und es ist bereits in 15 verschiedene Sprachen übersetzt worden – in der Ukraine aber konnte es bisher noch nicht erscheinen.

Die Fragen stellte Viola Bolduan.