Widad Nabi – Stadtschreiberin von Rheinsberg

23.09.2020 / Viola Bolduan


Widad Nabi hat fünf Monate lang bis Ende November die Funktion der Stadtschreiberin von Rheinsberg in Brandenburg inne. Die Auszeichnung ist mit 1.000 € im Monat dotiert. Welche Bedeutung der Ort für die erste Stipendiatin des Fördervereins von 2018 hat, schildert sie im Interview. Widad Nabi hatte übrigens im Frühjahr auch einen Auftritt in einer „aspekte“-Sendung neben Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller. Sie sprach mit Moderator Jo Schück über Bibliotheken als wichtigen Zufluchtsort und las ihr Gedicht „Der Ort von Erinnerung beleuchtet“ aus dem Band „Kurz vor dreißig“.

Widad, wie bist Du an das Stipendium einer Stadtschreiberin von Rheinsberg gekommen?

Mein Tandem im Projekt (Weiter Schreiben), Annett Gröschner, hat mich für das Stipendium nominiert. Ich freue mich, die 52. unter den bisherigen Schriftstellern/innen zu sein, die dieses prestigeträchtige Stipendium erhalten hat.

Welche Aufgabe hast Du als Stadtschreiberin von Rheinsberg?

Jede/r Autor/in, die dieses Stipendium erhält, muss einen 16-seitigen Langtext vorlegen. Der wird später in einem Buch veröffentlicht.

Was verbindest Du mit dem Ort Rheinsberg?

Rheinsberg ist eine kleine, überwiegend ländliche Stadt, in der ich im Schloss Rheinsberg wohne. Die Natur umgibt mich überall. Linden winken mir vom Fenster aus zu, während der See und die Lavendelblüten im Septemberlicht wie ein altes Gemälde erscheinen. Die schmalen Feldwege erinnern mich an mein Dorf in meiner Heimatstadt Kobane. Dort wachsen die wilden Kräuter und Blumen frei im Sonnenlicht. Also ja, in Rheinsberg blicke ich oft auf das Dorf meiner Geburt und Kindheit zurück. Wo die Welt einfach war und überall wilde Chrysanthemen wuchsen, da gab es noch keine Kriege, Ideologien und keinen Rassismus. Vielleicht erlaubt mir die Natur in Rheinsberg, mir vorzustellen, dass Schönheit Gedächtniswunden heilen kann.