Wolf von Lojewski: „Die Treppe. Ein Sommernachtstraum“

27.07.2024 / Förderverein Literaturhaus Wiesbaden, Viola Bolduan


Der Buchtitel nennt das Objekt, worüber erzählt wird: „Die Treppe“, geschrieben von Wolf von Lojewski, dem prominenten Journalisten, Fernsehmoderator, Dokumentarfilmer und Sachbuchautor. Und obwohl es diese Treppe tatsächlich gibt am Wohnort des Autors in Georgenborn als Überbleibsel des ehemaligen Schlosses Hohenbuchau, informiert er diesmal (nach seinen Büchern über Amerika und Ostpreußen) nur zum Teil über die historischen Fakten der verschiedenen Schloss-Besitzer und -Besitzerinnen – hauptsächlich schildert Wolf von Lojewski auf seiner „Treppe“ einen „Sommernachtstraum“, den er dort erlebt, beziehungsweise ersponnen hat.

Und wenn der Traum in seiner schriftlichen Form Literatur wird, erklärt Wolf von Lojewski, was er sich vorgenommen hat: „Es ist das Wesen von Literatur, in fremden Leben herumzukramen.“ In der Literatur der „Treppe“ tut er es, kramt aber vor allem in seinem eigenen Leben herum und holt zunächst aus ihm etwas heraus, das dem Traum einen stabilen Rahmen gibt.

Die Tatsache: Wolf von Lojewski war im Sommer 2011 von Gemeindevertretern in Georgenborn gebeten worden, zur Einweihung der Treppe als restauriertem Schloss-Rest eine Rede zu halten. Das tat er und schildert im Buch die Umstände.

Die Fiktion: Nach der Feierlichkeit wandelt sein Alter Ego durch den Schlosspark und gerät plötzlich hinein in eine verstörende Phantasmagorie. Ob es nicht doch zu viel Riesling mit anschließendem Grappa war, dass er nun im Scheinwerferlicht eines Drehorts steht, auf dem das Schloss wieder zum Leben erweckt wird und er am Filmgeschehen teilnehmen soll? Nein, denn der Autor träumt ja wirklich, dass da auf dem Platz des früheren Schlosses die verschiedenen Etappen der Hohenbuchau-Historie nachgespielt werden. Und mehr als das: Im Verlauf des Traumspiels wird die Frage laut, warum die menschlichen Schicksale in diesem Schloss allesamt nicht glücklich verlaufen waren und wer verantwortlich sei für Unglück, Unheil und Ungerechtigkeit auf der Welt.

Die Utopie: Ein Computerspiel könnte doch im Rückgriff korrigierend in schlingernde Lebenslinien eingreifen, meint die Versuchung.

Nein, entschieden wendet sich das Erzähler-Ich gegen Gedankenspiele dieser Art und – wie kritisch es auch sich selbst gegenüber verhält – sich lieber einer göttlichen Instanz zu. Gott kommt vor. In schöner Zurückhaltung. Und so hört sich der Erzähler auf die Frage „Ist alles, was wir Menschen auf dieser Welt erleben oder erleiden, der Wille Gottes?“ – nicht ohne Erstaunen – antworten: „Ja!“

Wolf von Lojewski schreibt mit brillant funkelnder Fantasie die Geschichte des Schlosses Hohenbuchau und gleichzeitig eine Art skeptisch vorgetragenes Lebensresümee. Und dies in einem Tonfall, der auch eine Antwort gibt, wie Welt zu ertragen wäre: mit sehr viel Ironie bis zu ihrer höchsten Form der Selbstironie, das probateste literarische Mittel gegen Depression, Zweifel und Verzweiflung.

„Die Treppe“ ist nicht nur – wie abgebildet auf dem Cover – ein steinerner Zugang zu einem nicht mehr vorhandenem Schloss, sondern in diesem Buch ein flexibler zum Denken und zur träumerischen Fantasie seines Autors Wolf von Lowjeski.

Auf dem Literaturfestival des Fördervereins Literaturhaus hat Wolf von Lojewski am 21.06. sein Buch vorgestellt. Schauspieler Uwe Kraus hat ausgewählte Passagen gelesen. Es war ein schöner Erfolg.

Wolf von Lojewski: „Die Treppe. Ein Sommernachtstraum“. 140 Seiten. 14 Euro. Zu beziehen über www.asku-presse.de oder in jeder engagierten Buchhandlung.