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Janet Lewis: Die Frau, die liebte


Janet Lewis: Die Frau, die liebte. dtv Verlagsgesellschaft. München 2019. (Original „The Wife of Martin Guerre” 1941)

 

Für die Literatur ist es ein Glücksfall, dass die amerikanische Autorin Janet Lewis (1899-1998) von ihrem Mann die Sammlung historischer Strafrechtsfälle des Gerichtsschreibers Samuel M. Philipps* geschenkt bekam. Diese inspirierte Lewis zu drei Romanen bzw. Novellen. „Die Frau, die liebte“ zählt mittlerweile zu den Klassikern. In Europa berühmt wurde der 120 Seiten kurze Roman vor allem dadurch, dass zahlreiche Verfilmungen an die Geschichte anknüpfen: „Die Rückkehr des Martin Guerre“, „Sommersby“ oder zuletzt „Wiedersehen mit einem Fremden“ von Niki Stein (2010). Alle diese Verfilmungen haben die Geschichte auf ihre eigene Weise interpretiert und in Szene gesetzt. – Falls Sie alle diese Filme gesehen haben sollten – den Roman von Janet Lewis haben Sie so nicht kennen gelernt.

Anknüpfend an den historischen Fall, der sich in Frankreich Mitte des 16. Jahrhunderts zugetragen hat, konzentriert Lewis die Geschichte um Martin Guerre vor allem um die Perspektive seiner Ehefrau. Bertrande de Rols, wie Martin Guerre Kind reicher Großbauern, wird schon im Alter von 11 Jahren mit dem gleichaltrigen Jungen verheiratet. Mit vierzehn Jahren zieht sie in den Haushalt seiner Familie, dem ihr Schwiegervater vorsteht. Martins Verhältnis zu seinem Vater ist schlecht, von Demütigung und Prügel geprägt. Das trägt vor allem dazu bei, dass Martin selbst kein sehr freundlicher Zeitgenosse ist. Nachdem er sich ungefragt am Saatgut des Vaters bedient hat, macht er sich in Erwartung des Ärgers aus dem Staub. Seiner Ehefrau verspricht er, alsbald wiederzukommen. Doch bei diesem Versprechen bleibt es, Jahr für Jahr vergeht, niemand hört von ihm. Nachdem seine Eltern beide verstorben sind, lässt sein Bruder Pierre nach ihm Ausschau halten, schließlich könne er nun nach Hause kommen.

Nach acht Jahren steht Martin plötzlich wieder vor der Tür. Die Familie und Bertrande sind glücklich, den Verlorenen wiederzuhaben, zumal sich herausstellt, dass der Zurückgekehrte als gereifter und angenehmer Mitmensch auftritt. Obwohl Bertrande Zweifel beschleichen: Ist das mein Mann oder ein Hochstapler? In der Folge kämpft sie mit ihrem Gewissen: Darf sie die Wahrheit unterdrücken? Was ist richtig, was ist falsch? …Mehr sei hier nicht verraten, aber wie Sie wissen, landet die Frage vor Gericht.

 

*“Famous Cases of Circumstantial Evidence”

 

Rita Thies

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