Literaturforum am 28.11.2023

Steffen Schroeder: Planck oder Als Das Licht seine Leichtigkeit verlor / María José Ferrada: Kramp


  • Steffen Schroeder: „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“, Berlin, September 2022, 318 Seiten, 22,- Euro
  • María José Ferrada: „Kramp“, Berlin, 2021, 129 Seiten, 22,- Euro 

 

Beide Romane, die ich für dieses Literaturforum aufgerufen habe, sind in Wiesbaden schon einmal auf unserem Open-Air-Literaturfestival „Ins Offene“ im Burggarten der Burg Sonnenberg vorgestellt worden: Im vorletzten Jahr war Steffen Schroeder bei uns zu Gast, in diesem Jahr konnten wir María José Ferrada begrüßen. Mit zwei Romanen, die genügend Stoff für Diskussionen bieten.

So habe ich diesmal die Teilnehmer*innen im Literaturforum gebeten, spontan ein, zwei Sätze zum Roman aufzuschreiben oder Textstellen auszusuchen, die sie besonders interessant fanden. – Ich danke allen denjenigen, die bei dieser 3-Minuten-Aufgabe mitgemacht haben (und schreibe Ihre Namen wie vereinbart nicht aus).

Rita Thies

 

Zu Maríe José Ferradas Roman „Kramp“

„Nach einem „Jugendbuch“-Einstieg kommt fast hinterrücks die Realität der chilenischen Militärdiktatur zum Vorschein.“ (B.S.)

„Bemerkenswert „leicht“ geschriebenes Buch über eine höchst tragische Zeit…“ (N.N.)

„An der Oberfläche eine humorvolle Paper-Moon-Geschichte, unterlegt mit einem dunklen Unterton.“ (L.D.)

„Ich fand das Buch „seltsam“, da so etwas in Europa nicht vorkommen kann. Oder?“ (G.S.)

„Eine eigenartige Tochter-Vater-Beziehung. Ist seine „Bildung“ besser als Schule?“ (H.M.)

Kramp – ein seht schmales Buch, zurückhaltend. Man merkt die Kinder-/Jugendbuch-Autorin. Die Diktatur in Chile wird nur angedeutet.“ (R.B.-St.)

„Erwachsenwerden auf die besondere Art: Statt Schulunterricht praktisches Lernen in der „Geschäftswelt“ bis hin zu Lehrsätzen wie: „Eine einzige Schraube, die nicht ordentlich festsitzt, kann das Ende der Welt herbeiführen.“ (J.H.)

(Zitat) „Bei der dritten Flasche Wein sagte E. schließlich, es gebe da ein Dorf, wo er unbedingt ein paar Fotos machen wolle, ein Gespensterdorf, das auf der Strecke liege, die D. jede Woche mit seinem R4 entlang fahre.“ (E.N.)

„Da hatte „Kramp“ von Ferrada mit der Geschichte dieses nachdenklichen Mädchens, das vor dem Hintergrund der politischen Verhältnisse in Chile so vielen Veränderungen in seinem Leben ausgesetzt ist, mehr Tiefe. Ein ähnliches Roadmovie in einer viel leichteren Version des Themas: „Der „Markisenmann“ von Jan Weiler.“ (F.W.)

 

Zu Steffen Schroeders Roman „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“

„Der Roman spielt im letzten halben Jahr des 2. Weltkrieges mit der Dramatik der vielen Hinrichtungen noch kurz vor dem Ende.“ (N.N.)

„Der Roman ist sehr gut zu lesen, die Personen kommen dem sehr nah. / Spannend ist die Frage, was dokumentarisch und was einfühlend geschrieben wurde. / Manches klingt fast lustig – in einer furchtbaren Zeit.“ (R.B-St.)

„Die Zeit, in der „Plank“ spielt, habe ich ja als Kind erlebt und später gut recherchiert, trotzdem habe ich viel Neues und Wissenswertes erfahren. Dass es kein „literarisches“ Werk ist, hat mich bei diesem Thema weniger gestört. Aber musste es eine kindliche Sprache wie in einem Schulaufsatz sein? Ob es andere auch so empfunden haben?“ (F.W.)

„Dramatisch finde ich, dass Erwin Plancks Leben im Gefängnis bedroht ist und sein Vater und seine Frau um ihn bangen. Ihre Verzweiflung wurde mir allerdings durch die Sprache des Romans nicht deutlich.

Interessant ist die Gegenüberstellung der Vater-Sohn-Beziehung von Max und Erwin Planck vs. von Albert und Eduard Einstein.“ (N.N.)

„Einstein: „Ein Mensch ohne irgendeinen kleinen Wahnsinn lebt nicht und hat nichts Göttliches.“  (N.N.)

„Von der Freiheit in verschlossenen Räumen.“ Erwin Planck sinniert in der Zelle über das Leben…“ (B.S.)

„Frage seiner Frau an Einstein: „Warum kümmerst du dich um die ganze Welt, nur nicht um deinen Sohn?“ – Eduard: „Ich scheiße auf Einstein.““ (N.N.)

„Einsteins Ex-Frau stellt fest, dass er versuche „die ganze Welt“ zu retten, aber seinen Sohn Eduard vergessen habe. Einstein hat die Familie verlassen, als Eduard 4 Jahre alt war. Die Vater-Sohn-Beziehung (oder Nicht-Beziehung) fand ich erschütternd, nicht zuletzt angesichts des Wissens, wie sich der Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik in dieser Zeit gestaltet hat.“ (N.N.)

„(S.308) „Die Physik“, hat er geantwortet, „versucht, uns die Welt zu erklären. Was kann es Schöneres und Beruhigenderes geben?““ (E.N.)

„Brahms geht einem direkt ins Herz.“ (C.D.)

„(S.115) „Häufig kam Einstein auf Besuch, und sie taten das, was sie so oft getan hatten, was sie alle miteinander verband: Sie musizierten. Manchmal kam Otto Hahn vorbei und sang mit seiner wunderbaren Tenorstimme. Häufig war Lise Meitner zu Gast.“ –

(S.141) „…Helmholtz hingegen nahm seinen großen Rucksack ab, packte einen Gaskocher aus und begann, Wasser zu kochen.“ Er machte eine kunstvolle Pause. „Dann hat er mittels der Siedetemperatur die Höhe bestimmt. So sind sie die Physiker.“  –

(S.283) „Ein paar Jahre später habe ich Lenin einen Zahn gezogen“, sagte Sauerbruch, der Chef der Charité.““ (S.G.)