Literaturforum am 3. September 2019

T.C. Boyle: Wassermusik / Lucy Fricke: Töchter


In „Wassermusik“ erzählt T. C. Boyle die abenteuerliche Geschichte des in Schottland geborenen Afrikaforschers Mungo Park, der sich Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts aufmachte, den Niger zu erkunden. Inspiriert vom Leben dieses „Entdeckers“ fabuliert Boyle drauflos und schickt den Leser auf zwei atemlose, wilde Reisen ins Innere Afrikas, auf denen Park, besessen von seinem Forscherdrang, Menschenfressern, Sklavenhändlern, Stammeshäuptlingen sowie dem Tod in skurrilen Situationen begegnet – und das ohne Unterlass. Ein weiterer Erzählstrang ist die Geschichte des Ned Rise. Ein kleinkrimineller Hochstapler, der versucht, sich in London mit windigen Geschäften durchzuschlagen und nach kurzen Erfolgen immer wieder am Boden liegt. So kommt auch er schließlich nach Afrika, die Geschichten der beiden so unterschiedlichen Abenteurer kreuzen sich …

In Lucy Frickes „Töchter“ veranlasst Kurt, todkranker und unzuverlässiger Vater von Martha, seine Tochter und deren beste Freundin Betty zu einer Reise, die sich zu einem abenteuerlichen Roadtrip entwickelt. Mit seinem Krebs im Endstadium wolle er zum Sterben in die Schweiz. So bleibt den Frauen, beide um die Vierzig und mit eigenen Lebenskrisen beschäftigt, nichts anderes, als sich ins Auto zu setzen und Kurt zu chauffieren. Doch dann ändert sich das Ziel der Route … Erzählt wird der Roman aus der Perspektive Bettys, einer Schriftstellerin, die Antidepressiva und Alkohol in hohen Mengen zu vernichten weiß, aber zugleich allem Unbill mit pointensicherer Schnodderigkeit trotzt. „Eigentlich haben wir inzwischen eine richtig gute Zeit zusammen, meine Krise und ich.“ Ihre (be)merkenswerten Sätze sind es, die neben der irren und überspitzten Geschichte, deren Fortgang hier nicht verraten werden soll, den Roman zu einem herrlichen Lesevergnügen machen.

(Rita Thies)