Herr Goßmann, warum wollten Sie Anfang des Jahres nach Kuba reisen?

Ich hatte die Gelegenheit, einen alten Traum zu verwirklichen und mit meiner Frau diese legendäre Insel zu besuchen.

Wieso legendär?

Mit Kuba verbindet sich für mich ein großes Interesse an seiner wechselhaften Geschichte und dem Schriftsteller Ernest Hemingway, dessen Werke ich schon in jungen Jahren geschätzt habe, z.B. der „Alte Mann und das Meer“.

Und was haben Sie dort über ihn gelesen?

Was gibt es nichts Schöneres als die Lektüre eines spannenden und historisch interessanten Krimis in der Karibik. Die Kriminalgeschichte selbst ist gut aufgebaut mit einem veritablen Spannungsbogen.

Von welchem Roman ist die Rede?

Es ist Leonardo Paduras Krimi „Adiós Hemingway“: Vierzig Jahre nach Hemingways Tod wird auf seiner Finca bei Havanna eine Leiche gefunden, getötet mit zwei Kugeln aus einer Maschinenpistole seiner berühmten Waffensammlung. Wer ist der Tote? War etwa Hemingway der Mörder?
Die kubanische Polizei ist nervös, weil sie eine übermäßige Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit vermutet, die auch die Politik unter Fidel Castro nicht gebrauchen kann.
Der Autor des Buches, Leonardo Padura, preisgekrönt und Verfasser des berühmten Havanna- Quartetts, erfindet mit dem Ex-Polizisten Teniente Mario Conde den idealen Ermittler, nicht nur wegen seiner hohen Kompetenz, sondern auch als Figur, die wie Padura eine Art Hassliebe mit Hemingway verbindet. Conde würde am liebsten Hemingway des Mordes überführen, indes sein Berufsethos verlangt nach objektiver Aufklärung.
Der Krimi schildert spannend die Umstände der Tat mit einer Beschreibung der letzten Tage Hemingways auf seiner Finca und gibt zudem einen tiefen Einblick in die ambivalente Beziehung Hemingways zu seiner Wahlheimat. Die liebenswürdigen und dunklen Seiten des Schriftstellers treten hervor. Gewürzt wird dies durch Eigenheiten des Teniente, seine sexuellen Begierden und die Liebe zum Rum.
Das Ende des Krimis und Hemingway letztes Geheimnis ist überraschend und hängt an einem Spitzenhöschen.

© Arno Goßmann