Julia Jost: Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf flescht, Suhrkamp Verlag AG, Berlin 2024 (gebunden 24,- Euro, Taschenbuch 14,- Euro)

Petra Pellini: Der Bademeister ohne Himmel, Rowohlt Verlag (Kindler), Hamburg 2024 (gebunden 23,- Euro)

 

Zwei Österreicherinnen, jeweils mit Alliterationen im Namen – zwei Autorinnen, die zutiefst berührende Romane geschrieben haben, in denen ein Kind bzw. eine Jugendliche erzählt.

(Der Verlagstext zu „Wo der spitzeste Zahn der Kranwanken in den Himmel hinauf fletscht“ von Julia Jost))

Es ist das Jahr 1994. In einem Kärntner Dorf am Fuß der Karawanken sitzt die Erzählerin unter einem Lkw und beobachtet die Welt und die Menschen knieabwärts. Sie ist elf Jahre alt und spielt Verstecken mit ihrer Freundin Luca aus Bosnien. Zum letzten Mal, denn die Familie zieht um. Der Hof ist zu klein geworden für den Ehrgeiz der Mutter, die ausschließlich eines im Kopf hat – bürgerlich werden! Nach und nach treffen immer mehr Nachbarsleute ein, um beim Umzug zu helfen, und das Kind in seinem Versteck beginnt zu erzählen: von seiner Angst, im Katzlteich ertränkt zu werden, weil es kurze Haare hat. Weil es Bubenjeans trägt. Weil es heimlich in Luca verliebt ist. Dabei ist sie nicht die Einzige, die etwas verbergen muss. Sie kennt Geschichten über die Ankommenden, die in tiefe Abgründe blicken lassen und doch auch Mitgefühl wecken.

Julia Jost schildert in ihrem Debütroman das Aufwachsen in einer archaischen Bergwelt zwischen Stammtisch und Beichtstuhl – und wie man hier als querstehendes Kind überlebt und sich der vorgegebenen Ordnung widersetzt: dank einer zärtlichen Freundschaft und durch ein wildes, überbordendes Erzählen, das die Wirklichkeit besser macht, als sie ist.

 

(Der Verlagstext zu „Der Bademeister ohne Himmel“ von Petra Pellini)

 Linda ist fünfzehn und würde am liebsten vor ein Auto laufen. Doch noch halten zwei Menschen sie davon ab: ihr einziger Freund Kevin, der daran verzweifelt, dass die Welt am Abgrund steht. Und Hubert, sechsundachtzig Jahre alt, ein Bademeister im Ruhestand, der seine Wohnung kaum mehr verlässt, Karotten toastet und auf seine Frau wartet, die vor sieben Jahren verstorben ist. Dreimal wöchentlich verbringt Linda den Nachmittag bei Hubert, um die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten, die mit durchaus eigenwilligen Mitteln ihren Beruf ausübt. Feinfühlig und spielerisch begegnet Linda Huberts fortschreitender Demenz und versucht, den alten Bademeister im Leben zu halten. Bis das Schicksal ihre Pläne durchkreuzt …

Petra Pellini erzählt mit Wärme und Humor vom Erwachsenwerden und Vergessen und von einer einzigartigen Freundschaft.

„Es gibt Bücher, die lange nachhallen. Dieses ist so eines. Steht auf meiner persönlichen Bestsellerliste jetzt ganz oben.» (Christine Westermann)

Hinweis: Am Donnerstag, dem 11. September 2025 wird Petra Pellini mit ihrem Roman im Rahmen der Reihe „Wiesbaden liest im Sommer“ in der IHK zu Gast sein. Informationen unter www.wiesbaden-liest.com

 

 

Zadie Smith: Zähne zeigen, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010 (2001 Droemersche Verlagsanstalt…München, Original 2000 London „White Teeth“), Taschenbuch 14,- Euro

Sasha Marianna Salzmann: Im Menschen muss alles herrlich sein, Suhrkamp Verlag Berlin, 2021, Taschenbuch (2022) 13,- Euro

 

„Zähne zeigen“ , im Original „White Teeth“ ist das im Jahr 2000 erschienene, gefeierte Romandebüt der 1975 in Großbritannien geborenen Schriftstellerin Zadie Smith.

Zum Einstieg in die Diskussion empfehle ich Ihnen die Rezension von Ulrich Sonnenschein in „Literaturkritik“ (1.5.2001)

https://literaturkritik.de/id/3586

 

Sasha Marianna Salzmann ist eine deutsche, nichtbinäre Schriftsteller*in, 1985 in Wolgograd (Sowjetunion) geboren. Als Einführung für „Im Menschen muss alles herrlich sein“, erschienen 2021,  mag hier die Rezension von Carsten Hueck im Deutschlandfunk (2021) dienen:

https://www.deutschlandfunk.de/sasha-marianna-salzmann-im-menschen-muss-alles-herrlich-100.html

  • Daniel Kehlmann: Lichtspiel, Hamburg, 2023 (Rowohlt Verlag GmbH, 477 Seiten, gebunden, 26,- Euro)
  • Yishai Sarid: Monster, Zürich-Berlin, 2019/1920 (Kein & Aber AG, 176 Seiten, als Taschenbuch 13,- Euro – aus dem Hebräischen)

Kurz vor der Veranstaltung finden Sie hier weitere Informationen zu den Romanen. – Liebe Freund*innen des Literaturforums, das war diesmal leider nicht der Fall, da mich ein familiärer Noteinsatz gebunden hat – ich danke Luise Degen recht herzlich dafür, dass sie so kurzfristig eingesprungen ist und die Moderation übernommen hat.

Rita Thies