„Ohne Humor ist unser Leben trostlos“

22.09.2020 / Ingeborg Toth


Sagen Sie mal, Herr Schöne, Sie haben jetzt insgesamt 30 Titel publiziert – 30 Bücher, die zum Teil sehr unterschiedlich sind. Zuletzt fünf Krimis hintereinander. Aus welchem Grund?

Ich habe festgestellt, dass man in Krimis wichtige Themen einerseits spannend, andererseits auch witzig darstellen kann. Eben das versuche ich.

Sie lassen in dem neuen Krimi „Der Tod wohnt im Rheingau“ jetzt zum fünften Mal dasselbe Personal auftreten – das Ermittlerduo Julia Wunder und ihren griechisch-stämmigen Assistenten Vlassopolous Spyridakis. Lernt man dabei als Autor seine Figuren von Mal zu Mal besser kennen?

Absolut! Vlassi ist mir schon so vertraut, dass ich ihm beim Schreiben mitteile, wenn ich mal aufs Klo muss.

Ist dieser Spyridakis, Vlassi genannt, ein Kumpel, wie Sie ihn sich immer gewünscht haben?

Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Mitunter habe ich sogar das Gefühl, mich auf ein Bier mit ihm verabreden zu sollen.

Im Krimi entdeckt Vlassi seine Leidenschaft für das Theater und die Schauspielerei. Kann es sein, dass er damit seinem Schöpfer – Ihnen – ähnlich ist? Webt man als Autor gelegentlich auch eigene Sehnsüchte in einen Text?

Sie haben mich durchschaut. Schauspieler sind mir nahe, und ich habe in jungen Jahren sogar mit dem Gedanken gespielt, einer zu werden.

Der Krimi gibt – so seltsam das klingen mag – auch immer mal Anlass zum Schmunzeln. Wann haben Sie Humor als ein Element entdeckt, dass unser aller Leben erträglicher macht?

Ohne Humor ist unser Leben nicht nur unerträglich, sondern auch trostlos. Humorlose Menschen tauchen bei mir auch mal auf – sie sind allesamt bedauernswert.

Sie haben die unterschiedlichsten Berufe ausgeübt. Welches Talent haben Sie erst relativ spät in Ihrem Leben entdeckt?

Jedenfalls nicht das Schreiben. Als Schüler schon habe ich eine Schulzeitung ins Leben gerufen – und was war mein erster Artikel? Ein Gespräch mit einem damals sehr bekannten Schauspieler, Josef Offenbach. Ich habe ihn im Theater aufgesucht und durfte mir das Stück, in dem er die Hauptrolle spielte, aus den Kulissen ansehen. Danach hat er mit mir gesprochen als sei ich ein Kollege.


Dr. Lothar Schöne ist Mitglied des Beirats des Fördervereins Literaturhaus Wiesbaden.

Den Podcast zum Buch „Der Tod im Rheingau“ finden Sie hier.